ProLitteris-Preis: Melitta Breznik und Janosch Steuwer

29.04.2020 – Zum neunten Mal hat der Kulturfonds von ProLitteris den mit 40 000 Franken dotierten Hauptpreis und den Förderpreis von 10 000 Franken verliehen. ProLitteris prämiert jährlich zwei herausragende Leistungen in der Literatur und Kunst.

Die Preisträgerin des Hauptpreises wurde wie immer von einer Jury ausgewählt, die aus Urheberinnen und Urhebern der gleichen Gattung zusammensetzt wird. Dieses Jahr waren es Anna Ruchat, Isolde Schaad und Sylviane Dupuis.

Aus der Begründung der unabhängigen Jury:

„Die Jury zeichnet die österreichisch-schweizerische Schriftstellerin Melitta Breznik aus. In einem eindrucksvollen, wirkungsvollen Werk verwebt die Autorin Familiengeschichte, historische Angelegenheiten und persönliche Erinnerungen. Mit dem prägenden und nüchternen Stil ihrer Sprache lässt Melitta Breznik den Leser in menschliche Abgründe blicken und die Wunden der Geschichte fühlen. Sie fragt sich, wie der Krieg in den Seelen der nachfolgenden Generation weiterlebt. Der ständige Perspektivenwechsel in ihrem Werk lässt allmählich eine sanfte Kraft der Hauptfiguren – oft Frauen – zum Vorschein kommen. Diese Kraft bildet das Gewebe der Werke von Melitta Breznik.“

Als Empfänger des Hauptpreises bestimmte Melitta Breznik den Gewinner des Förderpreises, den in Zürich tätigen Historiker Janosch Steuwer. In seinem Buch «Ein Drittes Reich, wie ich es auffasse. Politik, Gesellschaft und privates Leben in Tagebüchern 1933-1939» untersuchte Janosch Steuwer 2017 aufgrund von 140 bisher unveröffentlichten Tagebüchern, wie Zeitgenossen ihr Verhältnis zum NS-Regime, aber auch Veränderungen ihrer Position im sozialen Gefüge beschreiben. Der Autor nutzt private Aufzeichnungen als «Bergwerke des Unbewussten».

Der Kulturfonds von ProLitteris beglückwünscht die Preisträger. Auf eine Feier zur Preisverleihung müssen wir dieses Jahr leider verzichten. Der ProLitteris-Preis wird üblicherweise im Anschluss an die jährliche Generalversammlung Ende Juni verliehen.